Die heute als Kunstforum Salzkammergut bekannte Vereinigung von Künstlerinnen und Künstlern wird 1928 unter dem Namen Künstlergilde Salzkammergut gegründet. Diese Epoche wird aus heutiger Perspektive als Zwischenkriegszeit bezeichnet. Für die damals Lebenden, die noch nicht wissen, dass elf Jahre später schon der nächste Krieg beginnt, ist es zehn Jahre nach dem Ende des ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Monarchie. Die Zeit ist geprägt von materiellen Schwierigkeiten aber auch einem Aufbruch in vielen Bereichen der künstlerischen Entwicklung. Die Gründung der Künstlervereinigung entspringt dem Wunsch, sich gegenseitig zu stützen und zu fördern. Viele Künstlerinnen und Künstler sind Mitglieder in mehreren Vereinigungen, stehen in enger Verbindung zu Wiener Kreisen, manche sind Mitglieder der Wiener Secession oder anderer Künstlervereinigungen in Oberösterreich. Das hängt mit der Region Salzkammergut zusammen, in der viele regelmäßig die Sommermonate verbringen, um im Winter woanders zu wohnen und zu arbeiten. 16 Personen scheinen als Gründungsmitglieder der Künstlergilde Salzkammergut auf, fünf Frauen und elf Männer, der Großteil aus adeligen Kreisen. Gründungspräsident ist der Marinemaler August Ramberg. Die erste Ausstellung der neu gegründeten Vereinigung wird am 22. Juli 1928 im Rathaussaal Gmunden eröffnet. Es folgen dort jährliche Sommerausstellungen. Von Anfang an gibt es ein Nahverhältnis zum Künstlerkreis um die Gmundner Keramik von Emilie und Franz Schleiß.
Während der Zeit des Nationalsozialismus gibt es innerhalb der Künstlergilde Verwerfungen aufgrund von unterschiedlichen politischen Überzeugungen. 1938 wird Ernst August Mandelsloh Präsident, August Ramberg, der Gründungspräsident, tritt daraufhin aus der Künstlergilde aus, weil er diese politische Linie nicht mittragen will. Mandelsloh übt das Amt nur ein Jahr aus, da er 1939 als Leiter der Reichskammer der bildenden Künste von Oberdonau nach München übersiedelt. Er ist bekennender Nationalsozialist, stellt sich jedoch öffentlich gegen eine Ideologisierung und formale Reglementierung der Kunst. Seinem Einfluss ist es zu verdanken, dass die Künstlergilde nicht wie alle anderen Kunstvereine aufgelöst wird. Im Gegenteil wird sie geographisch um den Attergau und das Ausseerland erweitert und inhaltlich kommen die Bereiche Kunstgewerbe und Architektur dazu.
Auf Mandelsloh folgt als Präsident Walter Schauberger. Er bemüht sich, auch während des Krieges Ausstellungen zu veranstalten, um den Künstler:innen eine Möglichkeit zum Verkauf ihrer Werke zu bieten. Ab 1943 sind keine Ausstellungen mehr möglich.
1946 wird die Ausstellungstätigkeit unter dem neuen Präsidenten Erwin Lang wieder aufgenommen. Er hat Österreich bei der Biennale von Venedig 1934 gemeinsam mit Ferdinand Kitt vertreten und sich in der Zeit des Nationalsozialismus nach Altmünster zurückgezogen. In der ersten Generalversammlung 1946 wird beschlossen, was in der NS-Zeit bereits verordnet wurde, das Kunstgewerbe in die Künstlergilde einzugliedern. Dies bedeutet die künstlerische Anerkennung der Keramik. Durch Lang intensiviert sich der kulturelle Austausch mit Wien, wo er sich zunehmend aufhält. Vor Ort wird er durch den in Gmunden tätigen Mittelschulprofessor Franz Schicker unterstützt. In der Regel gibt es eine Ausstellung im Jahr, die nun im Realgymnasium Gmunden stattfindet, und nicht mehr wie zuvor im Rathaus. Die Ausstellungen werden anschließend auch in Vöcklabruck gezeigt. 1952 findet die Ausstellung 25 Jahre Künstlergilde im OÖ Landesmuseum statt und wird danach in Gmunden gezeigt. Ab 1955 werden die Ausstellungen für einige Zeit im so genannten Amerikahaus in der Satoristraße abgehalten. Das ist eine Niederlassung der United States Information Agency, die in den 1950er Jahren an mehreren Orten gegründet wurden, um den Menschen Demokratieverständnis als Orientierung für den Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg zu vermitteln. Später werden dort auch kulturelle Veranstaltungen organisiert. Die finanzielle Lage des Vereins wird in der Nachkriegszeit als angespannt beschrieben.
1955 übergibt Erwin Lang die Präsidentschaft an Franz Schicker. 1956 geht das ehemalige Amerikahaus in privaten Besitz über und steht für Ausstellungen nicht mehr zur Verfügung. Es gibt keine geeigneten Räume, die auf längere Zeit gemietet werden könnten und so entsteht eine neunjährige Ausstellungs-Pause. 1967 wird die erste Ausstellung in den neu renovierten Räumen im ersten Stock des Kammerhofgebäudes präsentiert und 1968 das 40-jährige Bestehen der Künstlergilde mit einer Ausstellung im späteren Kammerhofsaal gefeiert. 1969 wird der neue Saal im dritten Stock feierlich eröffnet. Er wird in Folge als Kammerhofgalerie bezeichnet und der Künstlergilde als permanenter Ausstellungsort anvertraut. Der Saal ermöglicht ein völlig neues Programm bestehend aus Ausstellungen, Veranstaltungen und Symposien. Es beginnt eine kontinuierliche Ausstellungstätigkeit, die zum Zeitpunkt des 95. Jubiläums 54 Jahre umfasst. Mit dem neuen Raum verändert sich auch die Dynamik innerhalb der Künstlergilde. Junge Künstlerinnen und Künstler von denen viele ihren Lebensmittelpunkt im Salzkammergut haben, bewerben sich um eine Mitgliedschaft.
Auf Franz Schicker folgt 1978 sein Schüler Hans Egelkraut als Präsident, der ebenfalls Kunsterzieher in Gmunden ist. Unter seiner Leitung wird die Druckwerkstatt in der Traungasse gegründet. Mitglieder der Künstlergilde können dort Radierungen und Lithografien anfertigen. Die angeschlossene Werkstattgalerie bildet eine Mischform aus Produktionsstätte und Verkaufslokal. Es werden dort Graphikeditionen und Mappenwerke gedruckt. Die Werkstatt ist ein offener Ort für Gespräche zwischen Künstler:innen, Kunstinteressierten und Käufer:innen.
1983 übernimmt mit Heinrich Traugott erstmals ein Architekt die Künstlergilde. Er organisiert Ausstellungen gemeinsam mit seinem Vize-Präsidenten Franz Josef Altenburg.
1986 folgt auf ihn Josef Linschinger. Er ist 23 Jahre lang Präsident, erhöht die Ausstellungsquote, geht internationale Kooperationen mit Museen, Galerien und Vereinen ein und gestaltet Ausstellungen an zusätzlichen Orten. Als Professor an der Kunstuniversität Linz und Mitglied der Künstlervereinigung MAERZ nutzt er seine Netzwerke für die Künstlergilde. 1990 begründet er die Gmundner Symposien für Konkrete Kunst, die er 20 Jahre lang mit internationaler Beteiligung veranstaltet. 2008 begeht die Vereinigung das Jubiläum ihres 80-jährigen Bestehens im Rahmen der OÖ Landesausstellung mit Jubiläums-Ausstellungen und einer Reihe von hervorragenden Publikationen.
Nach Linschinger wird Friederike Reiter 2009 die erste weibliche Präsidentin der Künstlergilde, die unter ihrer Leitung in Kunstforum Salzkammergut umbenannt wird.
Ihr folgt 2014 Ferdinand Reisenbichler nach, der sich erstmals nicht mehr als Präsident, sondern als Sprecher des Kunstforums bezeichnet. Er steht dem Kunstforum bis 2019 vor. Unter seiner Leitung gibt es ein Kooperationsprojekt mit der Lebenshilfe Gmunden, in Folge dessen mehrere Künstler:innen der Lebenshilfe als Mitglieder in das Kunstforum aufgenommen werden. Außerdem wird der Kunstraum Gmunden ins Leben gerufen, der als Leader-Projekt der Europäischen Union zur Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum finanziert wird. Der Kunstraum Gmunden stellt einen Vernetzungsort und eine Plattform für Kreative dar. Seit März 2020 führen der Kunstverein Kunstforum Salzkammergut und die Galerie Tacheles (Lebenshilfe OÖ – Kunstwerkstatt Gmunden) eine gemeinsame Galerie mit der Bezeichnung: Die Galerie, Zeitgenössische Kunst und Art Brut am Rinnholzplatz 8 in Gmunden. Die Ausstellungstätigkeit ist auf beide Partner zu gleichen Teilen aufgeteilt und wird unabhängig voneinander organisiert.
Von 2021 bis Ende 2023 übt Heidi Zednik das Amt der Sprecherin aus.
Ab Dezember 2023 übernimmt ein neuer Vorstand das Kunstforum mit seinen gegenwärtig 64 Mitgliedern:
Michael Wittig (Sprecher), Stephan Unterberger (Stellvertretender Sprecher), Silvia Radner (Kassierin), Ulrike Asamer (Beirätin), Andreas Bauer (Beirat), Tobias Lindner (Beirat), Markus Treml (Beirat), Sylvia Vorwagner (Beirätin)
Geschichte des Kunstforums
von
Mag.a Angelika Doppelbauer, MA
Kunsthistorikerin, Kuratorin, Kulturvermittlerin